ALTER FRIEDHOF JUDENSAND, MAINZ

nichtoffener Planungswettbewerb 2020: 2. Preis

Der alte jüdische Friedhof „Auf dem Judensand“ wurde zur Aufnahme in die UNESCO Welterbeliste angemeldet. Seine Historie geht bis in das 10. Jhr zurück. Mainz, Speyer und Worms standen im engen kulturellen Austausch. Ihre jüdischen Gemeinden bildeten zusammen die sogenannten SchUM - Gemeinden. Der Friedhof „Auf dem Judensand“ ist ein bedeutendes Relikt des größten und frühesten mittelalterlichen Friedhofs Europas. Für eine angemessene, dem Denkmal würdige, Lösung der Planungsaufgabe steht die entsprechende Achtung der Gräberflächen des Denkmal- und Besucherfriedhofs im Vordergrund. Ein weiteres Ziel des Gestaltungsansatzes ist es, den„Friedhof Judensand“ wieder in den Fokus der Betrachtung zu rücken. Der Friedhof liegt in einem städtebaulich stark heterogenen Umfeld, das geprägt ist durch unterschiedlichste Nutzungen wie Wohnen, Hotel, Gewerbe und Bahngelände. Hinzu kommt das hohe Verkehrsaufkommen der Mombacher Straße. Das kulturelle Erbe „Friedhof Judensand“ soll im Stadtraum seiner Bedeutung entsprechend herausgearbeitet werden, mit Wegebeziehungen verknüpft und mit einem Besucherzentrum besser nutzbar gemacht werden.

Die zentrale Idee ist naheliegend aber dennoch prägnant und aus einer Besonderheit des Ortes und der Aufgabenstellung geboren: einerseits gilt es eine Einfriedung zu entwickeln, die Abschluss und zugleich Filter ist, anderseits gilt es einen neuen Weg und Zugang zu formulieren, der den Friedhof respektiert aber städtebaulich besser einbindet. Daher machen wir die Besonderheit an der westlichen Grenze des Besucherfriedhofs zum Thema: hier wurde der Friedhof durch die vorhandene Mauer begrenzt. Der öffentliche Weg, der die Mombacher Straße mit der Paul-Denis-Straße verbindet, führt über das eigentliche Friedhofsgelände, versiegelt es und ist auf einer Seite durch einen unschönen Zaun begrenzt. Stattdessen schlagen wir diesen Weg als einen vom Friedhof abgehobenen und von der Mauer abgesetzten schwebenden Steg vor, dessen Geländer so ausgeführt wird, dass es gleichzeitig auch den Zaun zum Friedhof bildet. Das Thema Steg wird dann konsequent bis zum Besucherzentrum weitergeführt. Er schwebt, ohne die Fläche zu betreten, über den Grabfeldern und rückt auf diese Weise den Besucher mit gebührendem Respekt an den Friedhof heran. Durch seinen neuen Verlauf führt der Steg den Besucher/Passanten in Zukunft stufenfrei über die Verbindung < Mombacher Straße - Besucherzentrum - Paul-Denis-Straße > in beide Richtungen. Die Stegkonstruktion integriert den umlaufenden Zaun, der durch seine neue Transparenz dem Besucher/Passanten immer wieder neue Einblicke und visuelle Eindrücke auf den Besucher- und Denkmalfriedhof bietet.