STÄDTEBAULICHES WERKSTATTVERFAHREN CAU KIEL, CAMPUS ANGER, KIEL

städtebauliches Werkstattverfahren 2017: 1. Preis

Die anstehenden baulichen Veränderungen im Kernbereich der Universität Kiel sind für die Campusentwicklung eine außergewöhnliche Chance. Die erforderlichen Erweiterungen aber insbesondere der Rückbau der bisher den Campus prägenden „Scheibenhäuser“ führen zwangsläufig dazu, dass für den Angerbereich nach einer neuen baulichen Identität gesucht werden muss. In unserem Konzept bilden die Basis für den Charakter und die Identität des Campus weiterhin der grüne Angerbereich und dessen Freiflachenpendant, die steinerne Platzfläche vor dem Audimax und der Mensa.
Neben diesen vorhandenen Freiflächenqualitäten wird zukünftig aber auch die stillgelegte Gleistrasse – durch ihre Verbindungsfunktion und durch ihre Grünqualität – für die Qualität des Campus eine wichtige Bedeutung haben. Aus diesem Grund platzieren wir die neuen Hochschulbauten so, dass sie einerseits die grüne Mitte – den Anger – baulich fassen, gleichzeitig aber als freistehende Baukörper zur Gleistrasse nur als „Filter“ in Erscheinung treten. Weit mehr als die bisherigen „Scheibenhäuser“ belassen die kompakten, vierseitig gestalteten Volumen große attraktive Zwischenräume. Sie sind kraftvolle Einzelvolumen, die Instituts- und nutzungsbedingt einen individuellen Charakter haben können, die aber in Summe durch eine ähnliche Typologie, Setzung und Höhe als gemeinsames Ganzes – als signifikantes Ensemble – gelesen werden.
Eine große räumliche Qualität sehen wir in deren gestaffelter Anordnung, die in besonderem Maße aus dem Ort hergeleitet ist: Die Schrägstellung bildet nicht nur den Verlauf des Gleisparks ab, sondern reagiert subtil auch auf die Verschiebung der bestehenden Hörsaalgebäude zueinander: Beginnend mit dem Kopfbau Hermann-Rodewald-Straße 2,4,6 mit seinem zentralen Hörsaal, über den Hörsaal der Physikalischen Chemie LMS 6 bis hin zu den ebenso denkmal geschützten Geografie und Geologie Hörsälen LMS 12 bildet sich in diesen zentralen Einrichtungen eine Diagonale ab, die in der neuen Baukörperstaffelung eine Entsprechung findet. Mit ihr entsteht eine Öffnung und räumliche Aufweitung, die dem inneren Grünraum sehr zugute kommt. Weit weniger problematisch als bisher wird der unvermeidbare Schattenwurf der neuen – aber kompakten – Institutsgebäude die grüne Mitte beeinträchtigen. Auch die schräg über die Ohlshausenstraße verlaufende Brücke findet in der räumlichen Staffelung eine ideale Fortsetzung.