TECHNISCHE HOCHSCHULE MITTELHESSEN GIEßEN-FRIEDBERG, GIEßEN

städtebaulicher Wettbewerb 2010: Anerkennung

Das Konzept zur Erweiterung und Erneuerung der Fachhochschule Gießen folgt einer naheliegenden Idee: Die Neubaumaßnahmen und die vorhandenen Standortqualitäten — der schöne Landschaftsraum entlang der Wieseck und die Innenstadtlage — sollen so in Einklang gebracht werden, dass für die Fachhochschule Gießen ein eigene, unverwechselbare Identität entsteht: Wie in dem Gedicht, in dem Tucholsky das Ideal mit „vorne die Ostsee, hinten die Friedrichstraße“ beschreibt, gilt es in einer neuen städtebaulichen Konzeption beide Charakteristika des Ortes deutlich herauszuarbeiten. Wir schlagen daher einen Campus vor, der gleichermaßen über urbane wie über landschaftliche Qualitäten verfügt. Urban sind die kraftvollen Gebäudevolumen der Neubauten, die einen Stadtraum formulieren und einen Campusplatz umschließen. Von Freiraumqualität sind der Grünzug und die Wieseck, die sich auf dem Campus zwischen den Gebäuden aufweiten und mit ihren großzügigen Wiesenflächen den Studenten einen wunderschönen Aufenthaltsraum bieten.

Das neue Zentrum der Hochschule spannt sich zwischen Wiesenstraße und Wieseck. Dieser zentrale Raum wird als öffentliche Fläche verstanden — als neuer Campusplatz — auf dem die neue Bibliothek und das Hörsaalzentrum einen kraftvollen, freistehenden Auftritt haben. Dem dritten „öffentlichen“ Gebäude — der Mensa — wird die städtebaulich wichtige Funktion zugewiesen, den Grünraum schon im ersten Bauabschnitt mit einer baulichen Kante zu fassen. Die Instituts- und Laborbauten hingegen bilden im südlichen Bereich ein ruhige blockartige Struktur, die nach außen einen soliden Stadtraum erzeugt und die nach innen das Potenzial hat, flexibel auf vielfältige Anforderungen zu reagieren.

Der Standort Wiesenstraße wird als das Herz der Hochschule und als Scharnier zwischen der Innenstadt im Westen und der Wieseck- Aue im Osten verstanden. Die Maßnahmen der Landesgartenschau werden aufgegriffen und konsequent weiter entwickelt. Der Schwanenteich wird nicht nur über den geplanten Platz am See, sondern auch durch die Neubauten gefasst. Der Landschaftsraum verzahnt sich mit dem Campus. Somit wird auch der Frischluftschneise, die für die gesamtstädtische Entwicklung von Bedeutung ist, entsprechend Rechnung getragen. Die unmittelbare Uferzone bleibt unter Berücksichtigung des Baumbestandes naturnah gestaltet. Die zusätzliche Aufweitung des Grünraums erfolgt durch eine leicht ansteigende Wiese und durch den Campusplatz, der als „steinernes Tableau“ mit einer baulichen Kante und einer Stufenanlage zur Wieseck abfällt; der Sockel des Hörsaalgebäudes ragt gleichsam aus der erweiterten Wasserfläche hervor.