AUFWERTUNG UND NEUGESTALTUNG DES SCHLOSSUFERS - AUFZUGSANLAGE MIT VERBINDUNG ZUR OBERSTADT, ASCHAFFENBURG

nichtoffener Realisierungswettbewerb 2020: 2. Preis

Die neue barrierefreie Erschließung soll so behutsam wie möglich und dem herausragenden Ort verpflichtet umgesetzt werden. Weder ein neues sichtbares Bauwerk noch eine Konstruktion, die sich in den Vordergrund spielt, darf den Blick auf das Schloss beeinträchtigen. Ferner sollen Besucher, die auf einen Aufzug angewiesen sind, unmittelbar am Antritt der Treppe die neue Option vorfinden. Auf der oberen Ebene wiederrum möchte man so naheliegend wie möglich in das Kastanienwäldchen zwischen Schloss und „Kornhäuschen“ gelangen, um sich unter dem Baumdach in der Achse des Hauptportals dem imposanten Renaissance-Bauwerk zu nähern. Daher haben wir uns für einen weit- gehend verglasten Schrägaufzug entschieden, der sich im unteren Teil in die vorhandene Böschung schneidet und der Trasse oberhalb der Stadtmauer auf der grünen Böschung aufliegt. Die technische Umsetzung eines solchen Schrägaufzugs kann mittlerweile von einigen Herstellern sichergestellt und wirtschaftlich angeboten werden. Die Lage der Aufzugs-Schrägtrasse folgt konsequent der neuen Freiflächengestaltung und unterstreicht den Bezug zum Main und darüber hinaus die neue Blickverbindung über die Insel hinweg.

Die geplante Integration in die Böschung verfolgt mehrere Ziele:
1. Es wird eine dauerhafte Halteposition auf Uferniveau geschaffen, die der Glaskabine bei Nichtbetrieb eine witterungsgeschützte Parkposition gibt, d.h. nach einer Fahrt nach oben, fährt der Aufzug (leer oder besetzt) automatisch wieder in seine Warteposition nach unten und bleibt nicht sichtbar im Kastanienwäldchen stehen.

2. Es wird eine Trasse geschaffen, die behutsam und nur teilweise sichtbar ins Gelände geschnitten wird. (Für Wartungszwecke und im Notfall ist sie über eingelassene Stufen begehbar).

3. In die Stadtmauer wird bei vollem Erhalt lediglich ein Portal geschnitten. Hergestellt werden kann dieses indem zunächst hinter der Mauer mit überschnittenen Bohrpfahlwänden ein Graben in die Böschung gezogen und gesichert wird. Dann wird das Gelände entnommen und die freistehende Bohrpfahlwand mit Spritzbeton komplettiert. Anschließend wird die Ortbetonwanne für den Schrägaufzug eingebracht und zuletzt wird in die Mauer eine Öffnung von ca. 1,80 m Breite und 2,50 m Höhe geschnitten. Die Schnittstelle wird bewusst sichtbar gestaltet, indem die vorhandenen Sandsteine durchtrennt, mit Hinterschnittankern zusätzlich gehalten und im Laibungs-Türbereich mit einem Sichtbetonrahmen gefasst werden.

4. Die schräge Sichtbetonwanne der Aufzugstrasse endet jeweils mit dem seitlich angrenzenden gewachsenen Gelände. D.h. oberhalb der Böschung wird es zukünftig nur die zur Verkehrssicherung erforderlichen seitlichen Glasgeländer (Höhe 1,80m) geben müssen, sowie das Glas-Schiebeportal, das bis zur Ankunft der Kabine den Zugang in die Trasse verschließt.

Das Schloss ist ein Kulturerbe von herausragender Bedeutung. Das angrenzende Mainufer eine bedeutende Parkanlage der Stadt. Unsere Planung ist zurückhaltend, dem Charakter des Ortes verpflichtet und will seine Qualitäten auf keinen Fall gefährden. Dennoch soll mit der Benutzung des Aufzugs ein kleines Erlebnis geboten werden. Dieses entsteht in der verglasten Kabine dadurch, dass man erlebbar wie die dicke Stadtmauer in einer Art Tunnel durchfährt bevor man ans Licht und auf die Böschung gelangt und das Schloss oder den Main vor Augen hat.