MILLENNIUM-AREAL, FRANKFURT

eingeladener Wettbewerb 2021: 1. Preis
Auftraggeber: CAImmo Deutschland GmbH

Ein Projekt dieser Dimension wird sich im Stadtbild weit sichtbar abzeichnen. Wir waren uns bei der Wettbewerbsaufgabe sehr bewusst darüber, dass der Weg zum Erfolg nur über einen Entwurf führen kann, der die Belange der Stadt – die Einfügung in die Skyline und in das nähere Umfeld – genauso gut löst wie die Frage nach den besten Grundrissen und nach der effizientesten Konstruktion. Die folgenden Aspekte bestimmen unseren Entwurf und seinen Charakter ganz wesentlich:

Der höhere der beiden Türme – mit dem Projekttitel Tower A - wird von sehr vielen Punkten unserer Stadt sichtbar sein. Wir suchten nach einer Form, einer Oberfläche und einer signifikanten Spitze, die von unterschiedlichen Standpunkten und bei unterschiedlichem Licht als verdrehte Skulptur und mit immer wieder variierender Anmutung gelesen werden kann.

Entwurfsverfasser: Ferdinand Heide, Lorenz Heide
Mitarbeit: Philipp Sontach, Kim Hübner, Vjekoslav Buha, Sandrina Schliemann, Daniel Glebe, Claudia Zimmermann, Frank Heinen

Fachplaner:
Tragwerksplanung: SWECO GmbH
TGA: INOVIS Ingenieure GmbH
Fassadenplanung: Priedemann Fassadenberatung GmbH
Fassadenberatung: Hywin 
Brandschutz: IBC Ingenieurbau-Consult
Visualisierungen: Nightnurse Images AG
Modellbau: SCALE Architekturmodelle
Energy Efficiency Engineering: Lemon Consult AG
Wind Engineering Consult: Wacker-Ingenieure GmbH
Aufzugsplanung: Jappsen Ingenieure GmbH

DIE FIGUR IM STADTRAUM

 

Auf dem Baufeld (8700qm) und seiner Umgebung geht es darum, trotz oder gerade wegen der vermeintlichen Dichte eine Figur zu finden, die auf die Besonderheiten des Ortes reagiert.
Das heißt, wir suchten das Ensemble, einen Dreiklang von Tower A, Tower B und Tower 185. Unsere zentrale Entwurfsidee ist so naheliegend wie einfach: 
Die Volumen von Tower A und Tower B sind so geformt, dass ein größtmöglicher Zwischenraum zwischen beiden und als Fuge zum Tower 185 entsteht und alle Büros und Wohnungen so viel wie möglich freie Sicht genießen. Dies wird erreicht durch das Aufdrehung beider Türme und Fassaden.
Das Aufdrehen bewirkt, dass im unteren Bereich – wo die vermeintliche Enge am größten ist – ein maximaler Abstand und der größtmögliche Sonneneinfall sicher gestellt werden. Die Grünflächen dazwischen sind in zwei Richtungen offen und besonnt. Terrassen, die aus der Drehung entstehen, entwickeln sich nach oben und können von der Öffentlichkeit genutzt werden.

Alle Hochhäuser sind nur so gut wie ihre Einbindung in den angrenzenden Stadtraum. Hier leistet zunächst die Auslobung eine perfekte Vorgabe, denn es galt auf dem Areal 500 Wohneinheiten und eine Kita unterzubringen. Wir bilden die Hälfte dieser Wohnungen als klassische Blockrandbebauung und als Weiterführung der vorhandenen Blockstruktur im Sockel ab. Diese Wohnungen liegen auf der unverschatteten Südseite der Türme, haben hofartige Gartenräume und in ihrer Mitte an dem kleinen Quartiersplatz eine Kita. 

Wir haben den Entwurf im Windkanal überprüfen lassen und es hat sich gezeigt, dass mit der Aufdrehung im Sockel- und Zwischenbereich ein verträglicher Windkomfort gegeben ist und ein verweilen in den öffentlichen Räumen als angenehm empfunden wird.

 
 
 

DER ÖFFENTLICHE RAUM UND DIE ERSCHLIESSUNG

Der Einbindung und Verzahnung der unteren Ebenen der Hochhäuser haben wir ein ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die Haupteingänge des Wohn- und Büroturms wenden sich dem öffentlichen Freiraum – der Plaza – zu. Besucher werden von hohen Hallen empfangen, die von attraktiven Nutzungen, Restaurants, Läden und einer Kantine umgeben sind. Signifikant wird sein, dass es sich um shared lobbies handeln wird, was bedeutet, dass die Gäste des Hotels, die Mitarbeiter der Büros und die Besucher der Aussichtsplattform zunächst in die gleiche riesige Halle gehen, die sich um die Ecke und entlang der Osloer Straße entwickelt. Zwischen den drei Türmen gibt es einen neuen kleinen Platz mit Wasserbecken und jenseits der Einschnürung und direkt vor der Kita einen geschützten Quartiersplatz.

 
 
 

DAS ZUSAMMENSPIEL DER TÜRME

 
 
 
 

Alle Wohnungen orientieren sich ausnahmslos nach Süden, Westen und Osten, haben jeweils eingeschnittene Loggien und sind so gestaffelt, dass ihre geschosshohen Fassadenelemente jeweils die beste Ausrichtung haben. Der Wechsel von Loggien und Wintergärten erzeugt eine abwechslungsreiche Fassade und unterschiedliche Qualitäten.

In Summe sind 40% der Wohnungen gefördert.

140 Wohnungen Förderweg II, 60 Wohnungen Förderweg I, ca. 300 Appartments freifinanziert

Die Eingangshalle des Erdgeschosses findet sich als Pendant und zur Gliederung des Turm in als öffentliche und ablesbare Skylobbys in großer Höhe wieder. Erneut über die volle Breite von 60m und mit doppelter Raumhöhe (9 m) liegen im 29 Geschoss die Halle, das Restaurant und der Garten des Hotels und im 42 Geschoss die Verteilerlobby und die Besprechungsräume der oberen Büroebenen.

Die Regelgeschosse der Türme, die wegen der Drehung in jedem Geschoss leicht anders sind, zeigen die wesentliche Grundrissorganisation der Häuser. Im Büroturm gibt es einen mächtigen Kern mit 18 Aufzügen und allen Nebenräumen und ringförmig umschlossen von Büroflächen mit 8 bis 15 Tiefe, die Einzel-, Kombi- und Großraumbüros ermöglichen. 


 

DIE SKYLINE – EINE SPITZE FÜR FRANKFURT

Der Abschluss bildet die Skyhall - eine Spitze für Frankfurt. In ca. 266m Höhe wird öffentlich den Besuchern ein spektakulärer Raum angeboten, die sich als Himmelstreppe nach oben windet und die sich der Stadtmitte und dem Mainufer zuwendet. Weit mehr als die eigentlich geforderte Besucherplattform und mit einem Alleinstellungsmerkmal in Europa stellen wir uns hier einen verglasten 18m hohen Raum vor, auf dessen Sitzstufen, die die verspringenden und verdrehten Ebenen des Gebäudes noch einmal thematisieren, die Besucher den besonderen Ort genießen. 

 
 

DAS TRAGWERK UND DIE STRUKTURELLE ORGANISATION

Die Konstruktion des Hauses ist konsequent aus seiner besonderen Gestalt entwickelt. Der tragende Kern wird in gleichmäßigem Raster von Basisstützen Umgeben, die als gerade über alle 68 Geschosse durchgehenden Tragglieder  80% der Deckenlasten aufnehmen. Nur die durch die Twistung ent¬stehenden Deckenrandbereiche werde durch schräge, der Drehung folgende Fassadenstützen getragen. Insgesamt 5-mal über die volle Höhe im Bereich der Lobbys und der Technikzentralen werden mit sogenannten outriggern, die diagonal an den Kern führen, die extrem hohen Windkräfte eines solch hohen aber dennoch schlanken Gebäudes abgetragen. 

 

DIE FASSADE UND IHRE ENERGIEEFFIZIENZ

Die Fassaden – d.h. die Gebäudehülle – wird ganz wesentlich für die Energieeffizienz der Häuser sein. Wir sehen grundsätzlich geschosshohe zweischalige Fassadenelemente mit einer hinterlüfteten Prallscheibe außen, dahinter eine geschützte Jalousie und dann die Isolierverglasung vor. Im Raster von 1,20 werden in jedem 3. Element 1m breite PV-Module und vertikale Lüftungsklappen in die Fassade integriert, die den Gesamtverglasungsanteil des Hauses auf 58 % reduzieren ohne die Offenheit und Transparenz zu stark zu beeinträchtigen.
Die Drehung hat auf den Innenseiten den schönen Effekt, dass von Geschoss zu Geschoss Versprünge entstehen, die im unteren Bereich grüne Terrassen sind und bis auf 10 oder 15 Geschoss intensiv begrünt werden können.

 

NACHHALTIGKEIT